Wigilia – polnisches Weihnachten

Ich erzähle euch ja immer wieder was über Traditionen und wie sehr ich sie liebe! Weihnachten gehört ganz sicher in allen Ländern zu der traditionsreichsten Zeit. Als Single hat mir Weihnachten aber keinen Spaß gemacht. Da hab ich lieber Party gemacht (wie letztes Jahr in Berlin), anstatt besinnlich mit der Familie zusammen zu sein. Dieses Jahr ist alles anders. Nicht nur, dass ich richtig in – alles dekorieren, „last christmas“ grölen und Kekse backen – Stimmung bin. Nein. Ich fahre sogar mit G zu Weihnachten nach Polen zu meiner Familie. Und da polnisches Weihnachten einige Traditionen mit sich bringt die ich in Österreich noch nie gesehen habe, erzähle ich euch heute wie das so bei uns ist.

Weihnachten ist das mit Abstand wichtigste Familienfest in Polen. Es gibt dazu viele Traditionen und Bräuche. Das ist von Region zur Region ein bisschen anders. Aber das ist in Österreich ja auch von Bundesland von Bundesland unterschiedlich. Ich erzähle euch von den Traditionen die bei mir zuhause gelebt wurden, in Wrzesnia im Bundesland Weilkopolska.

Wir beginnen den Abend mit einer Weihnachtsoblate. Wir brechen sie in Stücke und verteilen sie an alle Familienmitglieder. Dann bricht jedes Familienmitglied etwas von der eigenen Weihnachtsoblate ab und teilt diese Stücke mit den anderen Familienmitgliedern, wobei man sich gegenseitig ein glückliches neues Jahr wünscht. Diese Oblaten verschickt man auch an entfernte Verwandte per Post um ihnen Glück zu wünschen. In Religiösen Familien liest man dann aus der Bibel, aber wir tun das nicht.

Etwas Heu liegt unter dem Tischtuch als Symbol, dass Jesus in einem Stall geboren wurde. Viele polnische Familien legen auch Geldmünzen unter die Teller oder die Tischdecke, um so die Familienmitglieder vor Armut zu schützen.

Fischschuppen des zu verspeisenden Karpfens liegen auf dem Tischtuch. Sie sollen einem Geld im neuen Jahr bringen. Am besten versteckt man sie ganz tief in seiner Geldbörse am letzten Tag des Jahres um ein reich gesegnetes kommendes Jahr zu erleben.

Traditionell gibt es zwölf Speisen. Nein. Ich habe mich nicht vertippt. Zwölf Speisen. Als Kind war ich begeistert. Jetzt wo wir Enkel fürs Essen kochen zuständig sind hält sich meine Begeisterung dafür zwei Tage in der Küche zu stehen etwas in Grenzen. Aber es passiert nur ein Mal im Jahr, also werden meine Schwester und ich das Kind schon schaukeln. Ein Glaube beim Essen ist der, dass du alle 12 Speisen kosten musst, weil du sonst im nächsten Jahr nicht gesund bist. Wir sind gar nicht abergläubisch. Ich weiß … 😉

Als ersten Gang gibt es Braszcz – Roterüben Suppe, mit Uszka – so ähnlich wie Ravioli mit Pilzen und Kraut gefüllt. Ich persönlich mag rote Rüben nicht. Ich hab sie noch nie gemocht. Deshalb gibt es für mich nur einen Teelöffel Suppe (ich will ja nächstes Jahr gesund sein!) und ein Uszko alleine, auch wenn meine Mama jedes Jahr schimpft weil „wer keinen Barszcz isst, hat sich auch kein Uszko verdient …“.

Nach den ersten Zwei (Barszcz und Uszka) folgt der große Teil, bei dem sich der Tisch biegt. Gebackener Karpfen – karp smażony,

Piroggen – pierogi,

Sauerkraut mit getrockneten Pilzen, Sauerkraut mit Kichererbsen,

Krautfleisch – Bigos,

Gemüse-Mayonnaise-Salta – Salatka jarzynowa

Huhn in Aspik – kurczak w galarecie (gehört eigentlich mit Fisch aber bei uns hat er sich so durchgesetzt) und Nudeln mit Mohn.

Als Nachspeise gibt es Käsekuchen – sernik und eine deftige Torte, da meine Mama an Heiligabend Geburtstag hat und wir das immer im Anschluss feiern.

Die Rezepte, die ich euch bereits auf Deutsch gezeigt habe, sind verlinkt. Sollte eine von euch Interesse am Huhn in Aspik haben dann leite ich gerne eines meiner Rezepte weiter 🙂

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